Nach gefühlten zwei Tagen in Flugzeugen und rumhängen in Flughäfen sind wir, Fritz, Bettina und ich endlich am anderen Ende der Welt nahe Tahiti in einer hafenähnlichen Bucht der Insel Raiatea angekommen. Torsten holt uns mit dem Schlauchboot an einer Tankstelle, die direkt an er Ankerbucht liegt und gleichzeitig Autos sowie Boote bedient, ab. Wir trinken unseren ersten Willkommens-Ttrunk zusammen mit Ulrike und Lutz, die zusammen mit Torsten in den letzten drei Monaten die etwa 5000 sm von Panama aus bis hierher zurück gelegt haben. Wir sind sind die neue Crew, die sie ablösen.

Nach der ersten Nacht und dem Einkauf legen wir ab in Richtung der Insel Taha'a, die sich zusammen mit Raiatea im gleichen Atoll befindet. Das Restaurant in der angesteuerten Bucht stellte sich als geschlossen heraus. Jedoch fanden wir eine Perlenfarm, die offen wart. Dort wird uns der langwierige Prozess gezeigt mit dem aus kleinen Kugeln aus Mississippimuscheln, die in die Muschel eingebracht werden, wunderschöne Perlen entstehen. Die verschiedenen Qualitäten werden uns im Anschluss erklärt und natürlich wechseln diverse Perlen Ihren Besitzer. Bettina war an diesem Tag besonders wertvoll mit ihren neuen Ohrringen.

Am nächsten Tag, dem 20.05. segeln wir aus dem Atoll in Richtung Bora Bora, der angeblich schönsten Insel der Welt. Von dort startet der fünfte Abschnitt der World ARC Regatta (Leg 5). Im Yachtclub lernen wir die Mitsegler der anderen Boote kennen. Ziemlich bunt gemischt, ältere Herrschaften, Familien mit Kindern, Pärchen und zusammengewürfelte Crew's aus aller Herren Länder.

Auf dem Weg nach Bora Bora ging uns schon gleich der erste Fisch an die Angel. Ein 80cm langer Wahoo, der ein schönes Abendessen abgab. Auf dem Weg nach Suwarrow hatten wir ebenfalls Glück und fingen einen 2,40m langen Blue Marlin, den bisher grössten Fisch auf der Seaside. Allein das Reinholen von diesem Brocken hat über eine Stunde gedauert. Währenddessen gingen einige Squalls, kräftige Regenschauer, runter und haben uns abgekühlt. Der Blue Marlin kühlte danach ebenfalls in unserem Eisschrank ab. Über 20 kg bestes Blue Marlin Steak. In der täglichen Funkrunde, die ich als neu angelernter Funker übernehmen durfte, annoncierten wir den Fisch mit großer Zustimmung für die nächste BBQ-Runde auf Suwarrow.

Suwarrow war ein ganz besonderes Highlight. Die Insel wurde 1814 entdeckt, gehört zu den Cook Inseln und liegt etwas abseits der üblichen Handelsrouten. Sie war eine Zeit lang Beobachtungspunkt der Russischen Marine und wurde berühmt durch das Buch von Tom Neale, der wie Robinson Crusoe dort mehrere Jahre allein seinen Traum gelebt hat. Wir haben das Buch parallel gelesen und waren beeindruckt als wir die Behausung mit Regalen, Bett und dem Ofen direkt vor Ort besichtigen konnten. Gefühlt war Tom Neale gerade abgereist. Mit unserer Machete machten wir es Tom Neale nach und köpften erstmal ein paar Kokosnüsse.

Viel Spaß hatten wir auch mit den "Bettelhaien", die in regelmäßigen Abständen um unser Boot schwänzelten in der Hoffnung irgendwelche Reste abzubekommen. Ein laut klatschenden Sprung (Bombe) vom Deck hinein in die Meute und sie waren blitzartig weg. Irgendwann verliert man die Angst.


Der Anlandungssteg auf "Anchorage Island" , der Hauptinsel vom Atoll Suwarrow war mit seiner Lage inmitten des Ankerfeldes ideal für Beachpartys. Unser Blue Marlin war die Attraktion und als erstes weg.

Natürlich gab es auch immer was zu reparieren... Die Dingi Winsch im Bauch der Seaside machte nur noch "Klackgeräusche", aber keine Anstalten das Dingi reinzuziehen. Der Fehler war eine Bremse am Motor, die einfach nicht mehr aufhören wollte zu bremsen. - Wie im echten Leben, wenn ein "Gestalter" durch gefühlt zehn "Verwalter" ausgebremst wird. Passte irgendwie zur aktuellen Situation der SPD - Nachdem die Winsch zerlegt und die Bremse ausgebaut war, lief wieder alles wie am Schnürchen. Durch die hohe Übersetzung der Winsch, ähnlich wie im ersten Gang eines Autos, war die Selbsthemmung trotzdem gegeben. Nicht DIN gerecht, geht aber trotzdem.

Zwischendurch immer mal wieder ein Sprung ins Wasser und die Unterwasserwelt bewundern. Technik ist schon toll, aber die Natur ist einfach nicht zu toppen. Da hat der Schöpfer sich schon echt Mühe gegeben.

Von Suwarrow ging es dann 520 Seemeilen weiter nach Niue, einer Insel ohne richtigen Hafen. Es gab nur eine Hauptmole, an der die Dingi's bei jeder Anlandung mit einem Kran auf die Mole gehoben werden mussten. Niue ist der kleinste unabhängige Staat weltweit mit ca. 1600 Einwohnern, die gleichzeitig die Neuseeländische Staatsbürgerschaft haben. Auf den ersten Blick hat die Insel nichts besonderes. Mit unserem Guide, Sue, einer pensionierten Lehrerin, wurde es dann aber doch spannend. Sie zeigte uns diverse Grotten und Buchten, die über Leitern und schmale Stiege erreichbar waren und atemberaubende Aussichten boten. Genauso spannend waren die Tauchgänge, einer davon in eine Höhle mit Seeschlangen.

Dann ging es auf dem Weg ins Königreich Tonga zur Nordinsel Vava'u über die Datumsgrenze. Plötzlich fehlte ein Tag. Und Fritz rechnete lange rum bis der den verlorenen Tag verkraftet hatte.

Einklarieren mit den Zollbehörden und einem Quarantänebeamten der, nachdem er unseren "Blue Marlin" entdeckt hatte und ein Paket davon geschenkt bekam, plötzlich jedes Interesse für die weitere Durchsuchung verlor. Schön, wenn nicht immer alles nach festen Regeln erfolgt.

Im Königreich Tonga mit seinen vielen Inseln und Atollen könnte man wahrscheinlich locker ein halbes Jahr verbringen. Wir haben uns nur ein paar kleinere Sehenswürdigkeiten gegönnt, unter anderem eine Grotte mit zwei riesigen Fischschwärmen im Inneren. Ein tolles Gefühl mitten hindurch zu schwimmen und alles teilt sich. Die Flughunde, die an der Decke der Höhle verweilten, flüchteten als wir ihre Ruhe störten.

Ich habe wieder viel gelernt auf dem 1500 Seemeilen Tripp. Ich war das erste Mal im 25m hohen Mast zur Inspektion aller Schrauben und Salings-Reparatur und hab mich an das Funken gewöhnt. Impellerflügel aus dem Generator holen hab ich jetzt ebenfalls drauf. Anodenwechsel am Propeller, Winschen auseinander nehmen etc...auch. Wenn ich mal ein eigenes Boot haben sollte, weiß ich zumindest wie es geht.

Bettina hat sich einiges durch den Kopf gehen lassen, bevor sie die Spacodermpflaster entdeckt hat. Damit lässt sich die Seekrankheit wenigstens in den Griff bekommen. Die nächtlichen Wachen auf See mit dem Sternenhimmel über dem Kopf und dem dahinbrausendem Boot unter dem Hintern waren aufregend und beeindruckend zugleich. Genau wie das Schlauchboot fahren mit dem 20 PS Aussenborder.

Fritz ist zu einem verlässlichen Rudergänger und Kranfahrer geworden, dem der Skipper Torsten sogar sein Leben im Dingi am Kran hängend anvertraut hat.

Eine tolles Erlebnis, das uns aus unserem Alltag herausgerissen hat und uns herrlich entspannt hat. Vielen Dank an die ARC Fleet und besonders an Torsten für die Möglichkeit des Mitsegelns auf der Seaside.

Alles Gute und Bewahrung für die nächste Crew und die weiteren Abschnitte.

Fritz, Bettina & Peter