Am Mittwochabend, den 13. Februar 2019, findet im Rahmen eines Crew-Dinner die Preisverteilung für das Leg 2 - Santa Marta bis San Blas - statt. Die Seaside erreicht den 1. Platz in ihrer Klasse. Well done, Dagmar, Felix, Jens und Torsten. Die bereits abgereiste Crew wird von Lutz und Ulrike würdig vertreten: Bei der Übergabe des Preises, eine Flasche leckersten Rum, und beim späteren Genießen desselbigen. Noch fühlen sich die beiden in der großen WorldARC Flotte fremd. Es ist wie ein Memory-Spiel, nur nicht mit zwei passenden Kärtchen, sondern mindestens 3: Bootsname, Skipper & Crew wollen im Gedächtnis zusammengebracht werden. Am 14. genießen wir noch einen ruhigen Tag auf Contadorra, am Nachmittag findet dann das Skippersbriefing für Leg 3 nach Galapagos statt.

!4. Februar 2019, 11 Uhr Local Time (UTC-5): Start zu Leg 3. Glücklicherweise ist genug Wind, um unter Segeln zu starten. Auf der Seaside setzen wir den neuen Code 0 - er steht gut und bringt guten Vortrieb. Auch die anderen Boote starten mit ihren bunten Segel - ein herrliches Bild.

Leider war ist der Wind wie vorhergesagt nicht hold. Unterbrochen von stundenweisem Segeln motoren wir die meiste Zeit Richtung Galapagos. Nicht das, was wir gebucht haben, auch wenn es zu erwarten war, schließlich müssen wir die intertropische Konvergenzzone durchqueren. Aber wenigsten können wir unter Motor und damit stets gefüllter Service-Batterie beruhigt Wäsche waschen, den Watermaker anschalten und per Induktion kochen und auch gelegentlich staubsaugen - irgendwie verdrängt man/frau es gerne, dass Langfahrtsegeln nicht vor Hausarbeit schützt!

Auf dem Weg nach Galapagos begegnen uns tierische Auswanderer (so gelangten frühgeschichtlich die Tiere vom Festland nach Galapagos und starteten dort ihre spezifische Evolution!) und Squalls. Letztere nutzen wir, um das Deck der Seaside vom Salz zu befreien: Vorwäsche, Einseifen, Abspülen - und das Schiff ist wieder schick.

Am 19. Februar 2019 kurz vor 22 Uhr Panama-Zeit überqueren wir den Äquator. Den für die Begrüßung der Südhalbkugel speziell gebackenen Kuchen haben wir bereits tagsüber genossen. Nun stoßen wir mit einem kleinen Schluck Rum an.

Am Mittwoch, den 20.2., nähern wir uns San Cristobal. Auf dem Weg dorthin passieren wir schon die erste Sehenswürdigkeit: Kicker Rock, auch umgangssprachlich genannt Léon Dormido (der schlafende Löwe) genannt. Anhand der Schildvulkane erkennt man gleich, dass es sich bei diesem Archipel um Vulkaninseln handelt.

Um 11:18 überqueren wir nach gut 5 Tagen die Ziellinie. 850 Seemeilen, knapp 480 Seemeilen davon unter Motor, liegen hinter uns. Bevor wir jedoch an Land gehen können, müssen wir uns noch der Einklarierungsprozedur unterwerfen. Zuerst kommt ein Schlauchboot, mit Fotograf, Taucher und Dokumentatorin. Sie untersuchen den Schiffsrumpf der Seaside. Torsten ist ziemlich angespannt, ob die eigene Unterwasserschiff-Reinigung ausreichend wist? Insgesamt 3x war er getaucht, um den Rumpf von Schiffspocken zu befreien. Derweil hatten Lutz und Ulrike den Algenbewuchs, so gut wie per Schnorchel zu erreichen, entfernt. Nach etwa einer Viertelstunde kommt das erlösende "Okay". Der Stein, der Torsten von der Seele gefallen ist, hätte die Seaside beinahe zum Sinken gebracht. Es war aber auch schon eine mulmige Situation, nicht zu wissen, ob wir uns wieder 40 Seemeilen außerhalb des Nationalpark-Gebietes hätten begeben müssen, um den Rumpf erneut zu reinigen.


Am Nachmittag kommt dann endlich der gesamte Tross der Einklarierungsmanschaft. 13 Personen, verschiedene Behörden, und eine Menge Papier. Glücklicherweise wird das Verfahren unterstützt durch einen erfahrenen Agenten, der alle notwendigen Papiere vorbereitet hat und moderierend zur Seite steht. Gewisse Lebensmittel dürfen nicht eingeführt werden. Ebenso Pflanzen und Samen. Frischkäse und Frischmilch ist auch nicht erlaubt. Insofern war unser Speiseplan darauf ausgerichtet, alles zu essen, was diesbezüglich weg muss. Weiterhin bestückten wir unser Mülleimer mit farblich passenden Müllbeuteln und klebten entsprechende Hinweisschilder auf die Türen. Nach etwa 20 Minuten ist alles geklärt, unterschrieben und inspeziert. Die wirklich netten und zurückhaltenen Beamten verlassen die Seaside und fahren zum nächsten Boot.

Jetzt dürfen wir endlich an Land. Auf Kanal 14 rufen wir uns ein Wassertaxi. 1 Dollar pro Person und nach einem kurzen Trip gehen wir an Land. San Cristobal heißt uns willkommen. Die ersten Einheimischen begegnen uns gleich am Ende des Landungsstegs. Eine große Kolonie an Seelöwen begrüßt uns mit Gebell und Gestank. Seelöwen unterscheiden sich übrigens von Seehunden dahingehend, dass sie sich auf ihren Vorderflossen aufrichten können und sich im Zusammenspiel mit ihren Schwanzflossen quasi gehend vorwärtsbewegen - und dass ziemlich schnell. Auf Galapagos gibt es nur Seelöwen, keine Seehunde!

Es folgt ein erster Gang durchs Örtchen. An der Waterfront reihen sich gut Instand gehaltene Häuser aneinander. Internetcafé, Eisdiele, Souvenirläden, Restaurants, Café, Bars, Hotels. Wir klarieren gleich im Hotel Meconia ein, der Standort des WorldARC Rally Büros. Da heute schon mehrere Yachten eingetroffen sind, gibt es auch gleich heute schon die erste Happy Hour. Der freunliche Herr, der sich mit Torsten und Maren ablichten lässt, ist Darwin. Er ist überall auf Galapagos gegenwärtig. Als Statue, auf T-Shirts oder in den Erklärungen der National Park Guides. Bereits jetzt überwältigt uns schon die Vielzahl an Tieren: Land-Leguane, bunte Vögelchen, die wie die Spatzen auf heruntergefallenen Krümel warten oder Fregatt-Vögel.

Am Donnerstag, 21.2., machen wir einen ausgedehnten Landgang zur Bahia Tijeretas. Auf dem Weg dorthin erreichen wir den Playa Punta Carola und sehen dort archaisch wirkende Meeres-Echsen, auf Englisch "Marine Iguanas". Beim Schnorcheln in der Bucht sieht Torsten die erste Wasserschildkröte (Turtle nicht Tortoise).

Am Freitag, 22.2., folgt der von der WorldARC organisierte Landausflug. Zuerst geht es hinauf zum Kratersee El Junco. Wir beobachten Fregattvögel, die sich im Süßwasser des Kratersees das Gefieder vom Salzwasser befreien. Fregattvögel können nicht schwimmen oder gar tauchen und vermeiden deshalb bei der Jagd nach Meerestieren nach Möglichkeit die Berührung mit dem Wasser. Außerdem sind sie darauf spezialisiert, im Flug anderen Vögeln die Nahrung abzujagen. (Frei zitiert nach Wikipedia und Co. :-) Weiterhin erklärt uns der National Park Guide die Besonderheiten der Pflanzen und der Vulkanfelsformationen. Geographie und Biologie in kompakter, anschaulicher Form. Im Anschluss daran geht es zu einer Schildkröten-Aufzuchtstation. Auch dort wieder Evolutionsgeschichte am lebenden Beispiel.

Am Samstag, den 23.2. unternehmen Torsten und Ulrike eine weitere Exkursion: Isla Espanola ist das Ziel. Hier gibt es 4 endemische Arten: die rot-grün gemusterten Meeresechsen, der Lava-Lizzard, eine Spottdrosselart (Mockingbird) mit gebogenem Schnabel, sowie eine nur hier vorkommende Art an Landschildkröten, die wir leider nicht sehen.

Die Meeresechsen haben über Millionen von Jahren dreizackige Zähne hervorgebracht, mit denen sie Algen von Steinen abnagen können, die während Ebbe frei gelegt werden. Glücklicherweise ist ein mumifiziertes Exemplar zur Anschauen liegen geblieben. Alle Tiere sind nicht menschenscheu, insofern müssen wir bei unserem Landgang sehr gut aufpassen, wohin wir treten. Besonders die kleinen, unscheinbaren Lava-Lizzarde laufen in Gefahr, getreten zu werden. Am Strand werden wir von einem Reiher beäugt. Wir beobachen junge Seelöwen, die sich einen Spaß daraus machen, schwimmende Echsen am Schwanz zu packen und umherzuwerfen. Auf Espanola sind Nascar-Tölpel (Nascar-Boobies) zahlreich vertreten. Wir passieren in unmittelbarer Nähe eine Kolonie an brütender bzw. mit der Aufzucht von Jungvögeln beschäftigte Tölpel.

Kein Ausflug ohne Schnorcheln. So auch hier auf Espanola. Torsten geht auf Tauchtour und sieht dort tatsächlich Haie. Ulrike schnorchelt an der Oberfläche herum. Von den Seychellen und dem klaren, türkisfarbenen Wasser verwöhnt, ist der erste Off-Shore Ausflug etwas enttäuschend. Aufgrund des trüben, da nährstoffreichem Wasser ist die Sicht nicht besonders gut. Obwohl das Wasser nicht tief ist, kann man als Schnorchler den Grund zumeist nur erahnen. Nichts desto trotz ist es einfach ein tolles Gefühl, soweit draußen auf dem Pazifik die Wasserwelt zu erkunden. Und wer sich wundert, warum von Lutz keine Rede ist: Er ist zurück geblieben, um zu Arbeiten. Dafür benötigt er aber einen halbwegs leistungsfähigen Internetzugang. Im Internetcafé legt er mit dem Download der ersten 2 GB die Verbindung lahm. Also kauft er den letzten 2 GB Voucher auf und verlässt fluchtartig das Café. Im WordARC Treffpunkt Meconia-Hotel findet er neue Herberge und wird von dort von uns abgeholt.

Am Sonntag, 24.2.2019, dann endlich unser Schnorchelausflug zum Kicker Rock. Torsten ist leider nicht dabei, denn hat vom letzten Tauchgang immer noch Wasser in seinen Ohren. Maren geht mit der Tauchgruppe unter Wasser und sieht zahlreiche Haie, von denen sie in der Pause angeregt erzählt. Wir Schnorchler haben beim zweiten Gang auch mehr Glück. Kurz vor Ende sieht Ulrike einen Galapagos-Hai auf sich zuschwimmen, der aber rechtzeitig abdreht. Kurz darauf gleitet eine große Wasserschildkröte schwerelos an ihr vorbei. Der Dreier ist komplett, als ein Seelöwe auf der Seite liegend vorbeitreibt, weniger als eine Armlänge entfernt. Ein tolles Erlebnis.

Nach einer kurz eingenommenen Happy Hour und dem Besuch einer Pizzeria lichten wir dann am Sonntagabend gegen 21 Uhr den Anker. An Bord als Gäste Swade und Andrew, unsere stets hilfsbereiten und gut gelaunten Yellow-Shirts vom WorldARC Team. Unsere nächstes Ziel, etwa 85 Seemeilen entfernt: Puerto Villamil auf der Isla Isabela.